Die Wahrheit

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Vor Weihnachten allgegenwärtig: In Bayern gehört das Gedicht „Heilige Nacht“ des noch immer beliebten Antisemiten Ludwig Thoma zum Fest wie der Christstollen.
Ludwig Thomas antisemitisches Gedicht „Heilige Nacht“ bleibt in Bayern eine fest verankerte Weihnachtstradition – trotz seiner gut dokumentierten Judenfeindschaft. Straßen und Schulen in Oberbayern tragen noch immer seinen Namen, doch die Forderungen nach Umbenennung werden lauter. Die Debatte um sein Erbe reißt nicht ab: Während einige Städte sich gegen Veränderungen stemmen, wächst anderswo der öffentliche Druck.
Thomas „Heilige Nacht“ wird alljährlich in Städten wie München, Ingolstadt und Regensburg zu Weihnachten vorgetragen. Die Zeilen „Im Wald is so staad / Alle Weg san vawaht / Alle Weg san vaschniebn / Is koa Steigl net bliebn“ erzählen von Joseph und Maria, die in Bethlehem vergeblich nach einer Herberge suchen. Doch der Beliebtheit des Gedichts steht Thomas eigene Geschichte entgegen: Er veröffentlichte antisemitische Artikel in den „Miesbacher Anzeiger“ und prägte damit ein düsteres Vermächtnis.
Der Schauspieler Enrico de Paruta trägt „Heilige Nacht“ Jahr für Jahr vor ausverkauften Häusern vor. Gleichzeitig scheitern Bemühungen, Straßen und Schulen, die nach Thoma benannt sind, umzubenennen. In Weiden in der Oberpfalz forderten Anwohner vergeblich die Streichung seines Namens von einer Straße, die Stadt hielt jedoch daran fest. Auch Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter blockierte Versuche, eine nach Thoma benannte Straße umzubenennen. Kritiker verweisen auf seine offen antisemitischen Ansichten – doch sein kultureller Einfluss bleibt ungebrochen. Schulen und öffentliche Plätze tragen weiterhin seinen Namen, und seine Werke sind fester Bestandteil der bayerischen Festtagstradition.
Der Streit zeigt den Konflikt zwischen Tradition und historischer Verantwortung. Thomas Gedicht steht weiterhin auf Weihnachtsprogrammen, sein Name prangt auf Straßen und Schulen. Bisher sind die meisten Umbenennungsinitiativen gescheitert – sein umstrittenes Erbe bleibt vorerst unverändert.

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